Frieden, Europa und internationale Politik – Begriffe, die seit der Invasion Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 drängender sind denn je. Diese Krise zeigt, dass Frieden und Souveränität auch in Europa keine Selbstverständlichkeit mehr sind und wir uns täglich für deren Schutz einsetzen müssen.
Wichtige Werte wie Freiheit, Gleichheit und Demokratie werden zunehmend bedroht – auch hier in Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern. Populisten und Autokraten erschüttern das Vertrauen in die Demokratie und fördern gesellschaftliche Spaltung. Außen- und Innenpolitik sind dabei oft eng miteinander verbunden, und auch bei uns sind die Auswirkungen globaler Krisen spürbar.
In der LAG FrEI möchten wir über diese Themen diskutieren und gemeinsam mit Euch herausfinden, wie internationale Ereignisse Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern beeinflussen. Unser Ziel: Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Landesarbeitsgemeinschaften in MV und bundesweit durch hybride Treffen und Veranstaltungen. Dabei bieten wir Hinweise auf wichtige Events und Streaming-Inhalte und laden Euch ein, eine Vision für eine nachhaltige, gerechte und weltoffene Außenpolitik zu diskutieren.
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Nachlese zur LAG-FrEI Sitzung vom 06. 12.24
Die südkoreanischen Entwicklungen nach der Ausrufung des Kriegsrechtes durch Präsident Yoon Suk Yeol
Am 6. Dezember fand, im Rahmen der LAG FrEI, ein Diskussionsabend zur aktuellen politischen Situation in Südkorea statt, bei dem unsere Sprecherin Carolin Roth einen Überblick über die soziopolitische Lage des Landes nach der Erklärung des Kriegszustands durch Präsident Yoon Suk Yeol[1] am 3. Dezember gab. Der Abend fokussierte sich auf mehrere Aspekte:
- Südkoreanische Parteienlandschaft: Die Diskussion betonte die personengebundene politische Kultur und hinterfragte die institutionellen Stärken und Schwächen des präsidentiellen Systems, insbesondere die wiederkehrende Korruptionsproblematik.
- Innenpolitische Herausforderungen: Die Diskussion identifizierte strukturelle Defizite im politischen System und die Korruption als Hauptursachen für die Unzufriedenheit der Bevölkerung[2]. Vorangegangene historische Ereignisse wie der Gwangju-Aufstand von 1980 und die Kerzenlichtproteste von 2016 verdeutlichten die Spannungen zwischen politischen Institutionen und der Zivilgesellschaft.
- Internationale Beziehungen: Es wurde das komplexe Verhältnis zu Nachbarstaaten (China, Japan, Nordkorea) und zu den USA beleuchtet. Die Olympischen Spiele 1988 spielten eine zentrale Rolle für die Innen- und Außenpolitik. Die Beziehungen zu Nordkorea sind von Misstrauen und diplomatischen Bemühungen geprägt, während die Konflikte mit China und Japan durch historische Spannungen und wirtschaftliche Verflechtungen beeinflusst werden. Die US-Militärpräsenz in Südkorea ist eine sicherheitspolitische Garantie, die insbesondere in der Vergangenheit ebenso als eine Quelle innenpolitischer Spannungen diente.[3]
Insgesamt bot der Abend eine differenzierte Betrachtung der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Südkorea und ermöglichte neue Perspektiven auf die komplexen Dynamiken des Landes.
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/suedkorea-praesident-kriegsrecht-100.html (abgerufen am 06.12.2024).
[2] https://www.dw.com/de/kriegsrecht-in-südkorea-polizei-ermittelt-gegen-präsident-yoon/a-70955546 (abgerufen am 06.12.2024).
[3] https://www.swp-berlin.org/publikation/suedkoreas-aussenpolitische-dilemmata (abgerufen am 06.12.2024).
Nachlese zur LAG-FrEI Sitzung vom 5.01.23
Der Krieg in der Ukraine und seine demographischen Folgen:
Am 5.01. des neuen Jahres konnten wir zu unserer dritten LAG-Sitzung einen besonderen Gast begrüßen: Per ZOOM zugeschaltet aus Berlin war uns Dr. Olga Gulina, Mit-Gründer*in des Instituts für Migrationsforschung (RUSMPI), promovierte Juristin mit dem Schwerpunkt Migrationsrecht, Autor*in zahlreicher Artikel und Bücher zum Thema Migration, demographische Entwicklung und Menschenrechte.
Auch über zehn Monate nach seinem Beginn, hält uns der Ukraine Krieg noch immer in Atem. Die mittlerweile vielerorts spürbare Kriegsmüdigkeit, rückte an diesem Abend aber für gut eineinhalb Stunden in den Hintergrund: Olga Gulinas Bericht über die bevölkerungspolitischen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Ukraine, sowie auch auf Russland, bot nicht nur einen Einblick in die demographische Methodik/Statistik, sondern lenkte das Augenmerk der Teilnehmer*innen auf das, was in den aktuellen Debatten um Waffenlieferungen, Sanktionen und Energiepolitik fast völlig vergessen wird – die langfristigen Folgen des Krieges für die Bevölkerung.
Nicht nur wir als Moderator*innen, sondern auch die Teilnehmer*innen waren überrascht, wie stark beide Länder bereits seit den 1990er Jahren von Abwanderung und erhöhter Sterblichkeit, v.a. unter Männern, betroffen sind. Schon lange vor dem Krieg entschlossen sich zudem viele Ukrainer*innen und Russ*innen, in die EU und nach Deutschland auszuwandern, um hier zu studieren oder zu arbeiten.
Mit 1.045.194 Geflüchteten ¹ die auf alle Bundesländer verteilt wurden, hat Deutschland zwar viele Menschen aus der Ukraine aufgenommen, die angekündigte beschleunigte bzw. vereinfachte Anerkennung ihrer – oftmals hohen – Bildungsabschlüsse und beruflichen Qualifikationen lässt aber noch immer auf sich warten. Und das obwohl die meisten der Geflüchteten laut BAMF-Studie ² jung (Durchschnittsalter: 28 Jahre) sind und 26% für immer, und immerhin 13% für mehrere Jahre in Deutschland bleiben wollen.
Noch wesentlich schwieriger gestaltet sich die Lage jener ebenfalls meist sehr gut qualifizierten Auswanderer bzw. Arbeitsmigranten aus Russland, derjenigen also, die sich bewusst dazu entschieden haben, ihr Land zu verlassen, um nicht am Krieg teilnehmen zu müssen. Es sind überwiegend junge Männer mit höheren Bildungsabschlüssen und Sprachkenntnissen, die hier aber aufgrund der restriktiven Visa-Regelungen keine legale Aufenthaltsmöglichkeit und somit auch keine Arbeitserlaubnis erhalten.
Arbeitsmigranten aus ehemaligen Sowjet-Republiken wie Tadschikistan, Usbekistan, Abchasien etc. die nun dorthin zurückkehren, droht zudem die akute Gefahr, für die russische Armee rekrutiert und als Soldaten in die Ukraine geschickt zu werden.
Spätestens hier wurde allen Zuhörer*innen die drängende Notwendigkeit deutlich, die Folgen unserer deutschen Zuwanderungspolitik zu überdenken. Letztlich war es dieses starke Plädoyer für mehr multilaterales Denken und eine grundlegende Neuordnung der Einwanderungspolitik, mehr als die dargestellten Fakten und Theorien, das diesen Abend zu einem wirklich (nach-)denkwürdigen für uns alle machte.
¹ Quelle: Ausländerzentralregister Stand 5.01.23 : https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/ukrainische-fluechtlinge.html Datum: 8.01.23
² Quelle: https://www.bamf.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/221215-ukr-projekt-erste-ergebnisse.html Datum: 8.01.23)
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