Gender-Wahn

Hab nur ich kein Problem damit?

Ehrlich gesagt – mir fiel es eigentlich gar nicht so auf, also ich empfand es nie wirklich als störend. Aber ich wunderte mich, als plötzlich so Worte wie „Genderitis“ oder „Gender-Wahn“ auftauchten. Da musste ich mich in meiner Naivität erst einmal schlau machen, was überhaupt damit gemeint ist. Somit wühlte ich mich durch Google und Wikipedia und war erstaunt, dass es so viel mit Hass verpackte Argumente dagegen gibt, nur weil es jetzt eben schick ist, irgendwie doch alle Geschlechter anzusprechen.

von Heike

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Und doch es ist auch irgendwie längst überfällig gewesen, oder nicht? Wir sind nun mal eine bunte und moderne Gesellschaft und zum Glück wohnen wir in einem Land, wo Toleranz ein sehr hohes Niveau erreicht hat. Zumindest nach außen. Also warum nicht auch alle Menschen ansprechen, wenn doch auch alle gemeint sein sollen?

Es wird von Überfeminisierung und Sprachmanipulationen gesprochen. Einige fühlen sich belehrt oder gegängelt, empfinden das Gendern unzumutbar. Andere wiederum sehen im Gendern eine Form von Emanzipation, von Gleichberechtigung und Fairness. Endlich gibt es eine Möglichkeit alle Menschen anzusprechen, also auch die transgender und non-binären Menschen, die unser Leben so wunderbar bereichern.

Ich erinnere mich noch an die letzte Rechtschreibreform, irgendwann in den 90ern, als aus daß dass wurde, als die Schifffahrt plötzlich mit 3x f ausgestattet wurde. Was hat man sich darüber aufgeregt und was wurde gestritten. Und jetzt? Jetzt ist es so normal wie das Amen in der Kirche.

Zurück zum Gender-Wahn

Ich störe mich wirklich kein bisschen an den Formulierungen. Egal ob mit Sternchen oder Doppelpunkt, egal ob mit einem Binnen-I oder was auch immer – Ich verbinde das Gendern mit Respekt. Ich freue mich, dass in unserer schönen deutschen Sprache endlich alle Menschen direkt angesprochen werden und auch gemeint sind und die Männlichkeit darin ihre ursprüngliche Dominanz so nach und nach verliert. Bitte nicht falsch verstehen – ich bin für Emanzipation, aber bitte schön in jede Richtung. Warum soll es nicht auch eine emanzipierte und gleichzeitig sensible Sprache geben?

Bin ich nicht normal, weil ich es wunderbar empfinde, wie unsere Sprache lebt? Ich bin gespannt, welche Aufreger in ein paar Jahren hochkochen, weil wieder etwas verbessert oder angepasst wird. Ob dann auch wieder Dagegen-Vereine gegründet und Preise an diejenigen vergeben werden, die sich wieder einmal nicht anpassen möchten? Wer weiß, vielleicht wird bald gar kein Wert mehr auf Rechtschreibung gelegt oder der Anglizismus hat die Weltherrschaft übernommen oder alle Selbstlaute oder Silben werden weggelassen, um Platz in den Zeitungen zu sparen.

Es bleibt auf jeden Fall spannend

Was hier hilft ist Gelassenheit und ich amüsiere mich weiterhin über die Argumente der meist männlichen Gegner des „Gender-Wahns“, die sich zum Großteil doch so gern an Festgefahrenem klammern und Änderungen schon aus Prinzip immer erst einmal ablehnen.

Dabei gibt es doch wirklich wichtigere Themen, in die man seine wertvolle Zeit investieren sollte und die uns voranbringen.

In den Klimaschutz zum Beispiel. Da ist tatsächlich jede*r gefragt.