Wir sind noch weit davon entfernt, Frauen gleich zu behandeln. Um das zu erkennen, lohnt es, die Perspektive zu wechseln. Dabei sagen Bilder manchmal mehr als tausend Worte:
Triggerwarnung: Dieser Film zeigt Szenen von psychischer und physischer Gewalt.
Belästigung. Häusliche Gewalt. Vergewaltigung.
Jede 3. Frau in Deutschland ist von sexueller und/ oder körperlicher Gewalt betroffen.
2 von 3 Frauen erleben sexuelle Belästigung.
Jede Woche werden in Deutschland etwa drei Frauen von ihrem aktuellen oder früheren Partner getötet, im Jahr 2021 waren es 113.
24% der Frauen werden Opfer von Stalking.
5409 Fälle von Gewalt gegen Erwachsene wurden 2022 allein in Mecklenburg-Vorpommern erfasst, 90% davon betrafen Frauen. Und: 2022 waren es in MV sogar fast 20 % mehr Fälle als noch im Vorjahr.
Umso erschreckender ist dabei, dass ungefähr neun von zehn Opfern körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt sich nicht an die Polizei wenden und die reale Zahl damit weitaus höher liegen dürfte.
#keinZustand
Es reicht nicht, Frauen mit einem Feiertag einmal im Jahr sichtbar zu machen.
Das Problem:
Das Behandeln von Frauen als Menschen geringeren Wertes mit weniger Meinung und Verantwortung, als Sexualobjekte, dessen Grenzen nicht respektiert und ungefragt überschritten werden, hat eine Jahrtausende alte Geschichte. Diese gilt es zu erkennen, zu vergegenwärtigen und zu bekämpfen/berichtigen.
Frauenhäuser sind ein Symptom der Ungleichbehandlung von Frauen. Solange wir sie aber brauchen, sollte keine Frau und kein Kind wegen mangelndem Platz in so einer Notsituation abgewiesen werden.
Belästigung, Vergewaltigung und häusliche Gewalt sind Formen sexualisierter Gewalt, die zu 90 % Frauen trifft. Trotzdem kommt eine Vielzahl dieser Delikte nicht mal zur Anzeige, die Dunkelziffer wird als sehr hoch eingeschätzt. Dies resultiert auch aus der medial gespiegelten Resonanz, dass betroffene Frauen sich erklären müssen und im schwer zu widerlegenden Zweifel für den Angeklagten entschieden wird. In einer Studie wurde belegt, wie Medien diese Gewaltfälle als Einzelfälle darstellen, nur die schwerwiegenden erwähnen und den Tätern mehr Raum als den Opfern geben.
Wir fordern:
Wir fordern niedrigschwellige Aufklärungsarbeit und -kampagnen in Mecklenburg-Vorpommern, um die fortwährende Ungleichbehandlung von Frauen besser sichtbar zu machen und Automatismen endlich bewusst entgegenzusteuern.
In MV fehlen derzeit 38 Plätze in Frauenhäusern, die umgehend geschaffen werden müssen! Nach Art. 4, §3 der Istanbul-Konvention (die Deutschland unterschrieben hat) ist der Rechtsanspruch auf kosten- und barrierefreien Zugang für Betroffene häuslicher Gewalt zu Frauenhäusern festgelegt.
Es ist daher überaus wichtig, dass die Medien sich ihrer Verantwortung bewusst und dieser auch gerecht werden. Gewalttaten gegen Frauen müssen künftig in einen strukturellen Kontext gestellt werden, um in Statistiken das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen sichtbar zu machen.
Es ist Zeit, etwas zu verändern. Wir fordern:
- die Bereitstellung von mind. 38 weiteren Plätzen in Frauenhäusern
- ausreichende & dauerhafte Finanzierung der Beratungs-, Unterstützungs- und Schutzeinrichtungen durch Land/Kommunen
- moderne Präventionsarbeit & Sensibilisierung in Vereinen, an Schulen, bei Arbeitgebern etc. mit professionellen Schulungen
Für einen echten Wandel in der Gesellschaft brauchen wir euch Männer. Macht mit und geht Schritte in die richtige Richtung. Was genau du allein tun kannst? Das hier zum Beispiel:
1.
Informiere dich im Netz über die verschiedenen Formen von Gewalt, denen überwiegend Frauen ausgesetzt sind. Schau doch z.B. mal hier vorbei: Hilfetelefon.de oder Cora-mv.de.
2.
Beobachte an einem „normalen“ Tag dein Verhalten bei der Begegnung mit deiner Partnerin, Frauen in deinem näheren Umfeld und zufälligen Alltagsbegegnungen.
Beobachte an einem „normalen“ Tag, wie andere Männer – egal ob dir bekannt oder unbekannt – mit Frauen umgehen. Wie schauen sie auf die Frauen, wie sprechen sie mit oder über die Frauen, … ?
3.
Bitte Frauen aus deinem sozialen Umfeld (Partnerin, Tochter, Mutter, gute Freundinnen) in einer ruhigen Atmosphäre um einen offenen Erfahrungsbericht. Lade sie ein, dir beispielsweise folgende Fragen zu beantworten:
- Haben dir Männer schon mal Sachen gesagt, geschrieben oder geschickt, die sich auf dein Aussehen bezogen haben und dir unangenehm waren?
- Wurdest du schon mal von einem Mann angefasst, ohne dass du das in der Situation wolltest (z.B. auf Arbeit, im Café, im Bus)?
- Hast du dich in der Öffentlichkeit schon mal unsicher / bedroht gefühlt, weil Männer in der Nähe sind oder sein könnten?
- Hast du schon mal auf Aktivitäten verzichtet oder dein Verhalten angepasst, damit Männer dich „in Ruhe lassen“?
- Was würdest du dir von mir und allen Männern im Alltag wünschen?
Hab Verständnis, wenn die Frauen die Einladung (noch) nicht annehmen können / wollen. Je nachdem welche Erfahrungen sie gemacht haben, ist ein „einfaches drüber reden“ nicht möglich. Informiere die Frau alternativ über die professionellen Beratungsstellen im Netz, telefonisch oder vor Ort.
4.
Teile deine Eindrücke und Erkenntnisse mit anderen Jungs und Männern, die dir nahe stehen und mit denen du offen, vertrauensvoll sprechen kannst. Überlegt, welche Rolle ihr selbst zukünftig haben möchtet, um Gewalt gegen Mädchen und Frauen zu minimieren und verhindern.
5.
Wenn Frauen erkennbar Gewalt ausgesetzt sind, dann prüfe die Situation und überlege, wie du der Frau/den Frauen helfen kannst (ohne sie oder dich in Gefahr zu bringen). Biete aktiv Hilfe an, weise die Täter*innen sachlich auf ihr Fehlverhalten hin, stell dich als Zeuge zur Verfügung oder ruf die Polizei.
Hilfetelefon
08000 116 016
Unter der Nummer können Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben, rund um die Uhr und kostenlos anrufen. Der Kontakt zu den Beraterinnen ist vertraulich und anonym. Dolmetscherinnen ermöglichen die Beratung in 18 Fremdsprachen. Außerdem gibt es Beratung in Leichter Sprache oder in Deutscher Gebärdensprache.
Auch Angehörige, Freunde und Fachkräfte können sich an das Hilfetelefon wenden, um Frauen zu helfen, die Opfer von Gewalt geworden sind.
Du brauchst Hilfe oder möchtest mehr erfahren?
Dann haben wir hier noch einige weiterführende Links für dich zusammengestellt:
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CORA - Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche und sexualisierte Gewalt in MVV
Beratung & Hilfe sowie Fortbildungen in MV
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bff - Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe
Infothek rund um Gewalt, Belästigung & Diskriminierung
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Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch
Unterstützung für betroffene Kinder, Jugendliche & Erwachsene
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No Hate Speech Movement Deutschland
informiert und macht sich stark gegen Hate Speech
Schuld hat immer nur der Täter.
Frauen, die sexualisierte Gewalt erleben, werden nicht ausreichend geschützt: Wird eine Tat angezeigt, kommt es oft nicht zu Verurteilung, obwohl laut Studien Falschbeschuldigungen mit nur ca. 3% als sehr niedrig eingeschätzt werden.
Die Seite wächst weiter
Die Aktionsseite wird fortlaufend weiterentwickelt und startet im März 2023 mit dem Schwerpunkt „Gewalt gegen Frauen und Mädchen“. In unserem politischen Verständnis sind damit alle Menschen gemeint, die sich selbst als Mädchen/Frau definieren.
In der bisherigen Thematisierung (in Bilder und Texten) von Gewalterfahrungen haben die spezifischen Problemen von weiteren (mehrfach) diskriminierten Gruppen noch keinen Einzug gefunden.
Zukünftig planen wir beispielsweise die Erweiterung um Fakten zu queerfeindlicher Gewalt oder intersektionalen Gewaltformen (z.B. Gewalt gegen Frauen mit Behinderung).
Für Interessierte lohnt sich schon mal ein Blick hier:
Wir setzen uns schon seit unserer Gründung für die Gleichberechtigung der Frau ein.
Immer noch sind Frauen im Alltag nach wie vor häufig Diskriminierungen ausgesetzt und machen schlimmstenfalls Erfahrungen sexualisierter Gewalt.
Viel zu schnell ist die Gesellschaft bereit, diese Situationen zu verharmlosen oder salonfähig zu machen.
Dem stellen wir uns entschieden entgegen!