Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit erklären die Landesvorsitzenden der Bündnisgrünen Mecklenburg-Vorpommern:
Ole Krüger: „Auch nach über drei Jahrzehnten der Wiedervereinigung gibt es in Ostdeutschland noch immer ein Gefühl der Entfremdung und des Zurückgelassenseins. Viele Menschen hier erleben die deutsche Einheit nicht als abgeschlossenen Prozess, sondern als fortwährende Herausforderung, die mit wirtschaftlichen Unsicherheiten und sozialer Ungerechtigkeit verbunden ist. Der Osten fühlt sich oft missverstanden und nicht gehört, was das Vertrauen in die Demokratie erschüttert hat. Besonders deutlich wird dies am Aufstieg populistischer Kräfte, die genau dieses Gefühl der Ungleichbehandlung für ihre Zwecke nutzen. Ein zentrales Kapitel dieser Geschichte ist die Arbeit der Treuhand nach der Wende. Dieser Teil war alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Wir müssen endlich den Mut haben, die Fehler dieser Zeit aufzuarbeiten. Deshalb fordern wir eine unabhängige Kommission von Historiker*innen, die die Geschehnisse rund um die Treuhand ehrlich aufarbeitet und somit Vorurteilen und Legenden vorbeugt, die die Bundesrepublik bis heute spalten.“
Katharina Horn: „Während die westdeutsche Perspektive die Einheit als Erfolgsgeschichte feiert, erleben viele im Osten den Wandel als eine Zeit großer Verluste – sei es an Arbeitsplätzen, an wirtschaftlicher Stärke oder an sozialem Zusammenhalt. Vor allem junge Menschen sahen oft keine Perspektive in ihrer Heimat, was zu Abwanderung und wachsender Frustration führte und führt. Dieses Abgehängtsein ist ein Nährboden für den Populismus, der in Ostdeutschland immer mehr Fuß fasst. Einheit kann es nicht nur auf dem Papier geben. Sie muss durch Aufklärung und gegenseitiges Verständnis gelebt werden.
Ein Schritt in diese Richtung kann die sachliche Aufarbeitung der Treuhand und des gesamten Einigungsprozesses durch eine Kommission ausgewiesener Expert*innen sein.“